Bitcoin & Inflation: Wie entwicklet sich der Bitcoin im Rahmen der Asset Inflation?

Nach Monaten mit niedrigen Inflationsraten dürfte dieses Jahr in Amerika und Europa mit mehr Teuerung zu rechnen sein. Der frühere Chefvolkswirt der Allianz und Ökonom von HQ Trust, Michael Heise, sagte am Dienstag in einem Online-Vortrag beim „Center for Financial Studies“ in Frankfurt, er erwarte für die Vereinigten Staaten eine Inflationsrate von 2,3 Prozent, für den Euroraum von 1,5 Prozent. Beides wäre deutlich mehr als im Vorjahr.


Im März 2021 lag die Inflationsrate in der Euro-Zone bei 1,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Die Verbraucherpreise (Harmonisierter Verbraucherpreisindex -HVPI) in der Eurozone sind im Vergleich zum Februar 2021 um 0,4 Prozent gestiegen und liegen damit weiterhin weit unter der Zielmarke von rund zwei Prozent.


In Deutschland wird der Verbraucherpreisindex und damit die Inflation bestimmter Waren und Dienstleistungen, die von privaten Haushalten für Konsumzwecke gekauft werden, vom statistischen Bundesamt erfasst. Die Preisveränderung gegenüber dem Vorjahr ergibt sich dabei aus dem Vergleich des aktuellen Indexstandes mit dem Indexstand des Vorjahresmonats. Ausgangspunkt dieser Betrachtung ist immer das jeweilige Basisjahr (derzeit 2015), in dem der Warenkorb erstellt wurde. Das aktuelle Gewichtungsschema des Warenkorbes wird durch das Statistische Bundesamt unter dem Titel „Wägungsschema für das Basisjahr 2015“ veröffentlicht.


Wenn man nun aber einen Blick auf die Güter des Verbraucherpreisindex mit den größten Ausgabenanteilen wirft, kann etwas mit der persönlichen Inflation nicht stimmen. Nettokaltmieten fließen mit 212,17 Promille in den offiziellen Warenkorb ein. Benzin mit 29,82, Reisen mit 29,51 und neue Pkw mit 28,59 Promille.


Nettokaltmieten sind aber in den zehn größten Städten Deutschlands allein im vergangenen Jahr um 8,1 Prozent in die Höhe geschnellt. Da bis 2030 in Deutschland etwa zwei Millionen Wohnungen fehlen, dürfte sich die Lage für Mieter kaum entspannen. Der Preis für Superbenzin hat in den vergangenen drei Jahren um 30 Prozent zugelegt. In den acht Jahren davor hatte sich der Spritpreis bereits verdoppelt.


Im Oktober 1973 kostete ein VW Golf in der Basisausstattung genau 8255 D-Mark inklusive Überführung. Das entspricht 4202 Euro. Heute kostet der Basis-Golf mit 17775 Euro mehr als viermal so viel. Dass der Golf eine bessere Ausstattung hat (was das Statistische Bundesamt bei seiner Berechnung mit dem Innovationsfaktor inflationsmildernd berücksichtigt), nützt dem Verbraucher nichts. Er muss trotzdem mehr bezahlen, wenn er ein heute durchschnittliches Standardauto haben möchte.


Insgesamt besteht nach Meinung vieler Wirtschaftsforscher ein Unterschied zwischen offizieller Inflation, tatsächlicher Inflation und gefühlter Inflation. Hierbei besteht ein scheinbarer Widerspruch zwischen der Deflationsangst der Europäischen Zentralbank, die deswegen jüngst den Leitzins senkte, und der von den Verbrauchern wahrgenommenen Inflationsrate, die der persönlichen Inflationsrate entspricht. „Der Warenkorb eines Normalbürgers enthält viel mehr Dienstleistungen, Gesundheit, Nahrungsmittel und Energie, als es die offizielle Inflationsrate suggeriert: Ich sehe eine tatsächliche Inflation von vier bis fünf Prozent bei denjenigen, die auch die Hauptgruppe der Sparer stellen“, analysiert Wirtschaftsprofessor Max Otte. Hierbei muss man nur die Immobilienpreise, Mieten und sonstige Ausgaben realistischer berücksichtigen, die von der sog. Asset-Inflation betroffen sind und exorbitante Steigerungen zu verbuchen haben, wie zum Beispiel auch die Preise für Kunst und Oldtimer.


Nun werden unterschiedliche Produkte gesucht, mit denen sich Anleger gegen eine Rückkehr der Inflation wappnen können. Neben Gold, inflationsgesicherten Anleihen oder Aktien von Energiekonzernen wird auch der Bitcoin genannt, der sich wegen seiner Preisschwankungen nur für risikofreudige Anleger eignen soll. Das ist aber nicht unbedingt so. Natürlich sind die Kursschwankungen oft enorm. Der langfristige Trend geht aber weiter nach oben, zumal der Anwendungsfall des Bitcoins als inflationssicheres Wertaufbewahrungsmittel sich mittlerweile im Bewusstsein von immer mehr Anlegern verankert hat.


Da Gold jedoch physisch unhandlich zu kaufen und lagern ist und Anleihen (aufgrund der Null-Zinsen) kaum Rendite abwerfen, greifen die Menschen vermehrt zu Aktien und Bitcoin. Dies erklärt auch in Teilen die Kursrally der vergangenen Wochen und Monate an den Börsen.


Hinzu kommt beim Bitcoin eine Besonderheit, denn Geld sollte knapp sein. Niemand würde die einzigen zwei Güter, die nachweislich knapp sind (Lebenszeit und -Energie) gegen etwas tauschen, das es „wie Körner in der Wüste“ gibt. Das absolute Limit auf 21 Millionen beim Bitcoin ist daher ein Nachweis über Bitcoins Knappheit und macht ihn so attraktiv.


Die 21 Mio sind dabei ursprünglich von Satoshi Nakamoto willkürlich gewählt worden, denn es ist nicht wichtig, wie viele Bitcoin genau in Umlauf sind. Wichtig ist nur, dass eine transparente Begrenzung existiert und dass jeder Netzwerkteilnehmer Einsicht in die Geldmenge hat und entsprechend mit einer Wertentwicklung planen kann.


Die Inflationsrate beim Bitcoin ist algorithmisch ausgestaltet, denn alle zehn Minuten wird ein neuer Block hinzugefügt. Hierbei gibt es für die Miner den sog. Block Reward von aktuell 6,25 BTC seit Mai 2020. Alle 210.000 Blöcke (etwa alle vier Jahre) halbiert sich der Block Reward, was Bitcoin-Halving genannt wird. Bitcoin wächst also mit iterativ abnehmender Geschwindigkeit an 21 Mio heran. Je näher man kommt, desto schwieriger wird die Vermehrung, was eine ausufernde Inflation faktisch ausschließt.


Gegenüber Gold hat der Bitcoin den Vorteil, dass er physisch nicht so leicht gestohlen werden kann. Dies zumindest dann, wenn man ihn sicher auf einer Cold Wallet wie z.B. einem Ledger verwahrt und so weder Ofer einer insolventen Börse werden kann (siehe das Mt.Gox Debakel) oder Opfer von Hackern, welche die Login-Daten der Börse ergaunern und die Bitcoin-Wallet leeren.


Andererseits ist der Bitcoin gerade für ältere technisch wenig versierte Menschen ein Buch mit sieben Siegeln. Ohne eine gewisse technische Bildung und ein logisches Grundverständnis ist es gar nicht so leicht, den Bitcoin sicher zu verwahren. Ich denke hier gerne an einen Rentner, der sich vom 22-jährigen Schwiegersohn der Tochter bei der Einrichtung eines Ledgers unterstützen ließ. Als der Rentner kurz zum WC ging, fotografierte der Schiegersohn schnell die 24 Worte und drei Monate später war die Wallet wie durch Geisterhand leer. Mit Gold wäre das dem Rentner vermutlich nicht passiert. Damit verschärft der Bitcoin mit seinem explodierenden Wert weiter den Graben zwischen gebildeten und ungebildeten, technisch versierten und technisch ahnungslosen Menschen, wie dies die letzten 20 Jahre der PC schon auf beeindruckende Weise geschafft hat.

Kommentare 2

  • Toller Artikel, danke.

    Hier kann man schön sehen, dass die Geldmenge in 2020 um 17% gewachsen ist:

    https://tagesgeld.de/informationen/geldmenge.html

    Das ist schon krass!

  • Danke fuer das Teilen diese guten Artikels!


    Mit der Empfehlung von hardwarewallets habe ich allerdings ein wenig Bauchschmerzen. Es mehren sich Eintraege in Bitcoinforen, wo user ihre coins verloren. Es reicht nicht, dass der stick eine Sicherheit bietet, der Nutzer muss auch verstehen was er macht und durch das Einschalten eines Dritten (hardware wallet Produzent) holt man sich eine Unsicherheit ins Haus. Wenn der Produzent einen korrupten Mitarbeiter hat oder die Kundendatenbank gehackt wird (wie geschehen bei ledger), dann werden die Adressen der Kunden im darknet verkauft, dann besteht das Risiko dass ein Krimineller an die Tuer klopft und einen dazu bewegt die bitcoin aus der wallet an einen selbst zu uebertragen. Da nuetzt auch die sicher Technik nichts mehr. Auch weiss ich nicht ob man z.B. nach 15 Jahren hodlen die bitcoin noch sicher von der hardware wallet herunter holen kann.
    Wenn man also hardware wallets benutzt sollte man zumindest sicherstellen, dass man sie nicht an seine Heimatadresse geschickt bekommt und man sollte keinen einzigartigen Namen haben.
    Paperwallets sind dann sicherer, wenn man sich sehr gut auskennt und exakt weiss was man macht. Da dies aber bei mindestens 99% nicht der Fall ist, kann ich dies auch nicht ohne Bauchweh empfehlen.