Gibt es bald wieder Bitcoin Geldautomaten in Deutschland?

Immer wieder tauchen Anbieter auf, die Bitcoin Geldautomaten in Deutschland aufstellen wollen. Der erste Bitcoin ATM wurde Ende 2013 in Vancouver von der Firma Bitcoiniacs aufgestellt. Das Tageslimit am Bitcoin-Automaten betrug zu Beginn 3000 kanadische Dollar (2100 Euro). Der Automat gab am Ende der Transaktion eine Quittung aus, wie bei einem normalen Bankomaten, erforderte ansonsten aber kein KYC-Prozess.



Im Jahr 2018, 2019 stellt dann die KT UG aus Berlin, die von dem aus Polen stammenden Adam Gramowski als Geschäftsführer betrieben wird, nach und nach 24 Bitcoin ATM in Deutschland auf. Dieser ist auch der Betreiber der Crypto-Seite shitcoins.club. Zum Tausch von Bitcoin in Euro musste kein KYC-Prozess durchlaufen werden, um Gelder ein- und auszuzahlen.


Das ging genauso lange gut, bis das Kryptoverwahrgesetz im März 2020 in Kraft trat.


Nach diesem Gesetz sind Dienstleistungsanbieter, die den Umtausch von virtuellen Währungen in gesetzliche Zahlungsmittel und umgekehrt anbieten, regelmäßig Finanzdienstleistungsinstitute und damit geldwäscherechtlich Verpflichtete, weil Kryptowerte Finanzinstrumente im Sinne des § 1 Abs. 11 Satz 1 KWG sind.


Der Umtausch von als Finanzinstrumente im Sinne des KWG einzuordnenden Kryptowerten fällt in den Katalog der Bank- oder Finanzdienstleistungsgeschäfte nach § 1 Abs. 1 Satz 2, Abs. 1a Satz 2 KWG. Natürlich hatte „Shitcoins“ keine entsprechende Lizenz und damit war eigentlich klar, dass die 24 Automaten kein langes Leben mehr vor sich haben sollten. Zunächst erliess die Bafin Untersagungsverfügungen, von denen sich Shitcoins aber nicht beeindrucken ließ. Nachdem die Automaten noch vier Monate in Betrieb waren, hat die Behörde Anfang August Ernst gemacht und sämtliche ATM von Shitcoins versiegelt.


Die Bafin ging sogar so weit, auch gegenüber Vermietern von Räumen für Bitcoin ATM Konsequenzen anzudrohen und schrieb in einer Verfügung:


„Personen oder Unternehmen, die solchen Aufstellern der Kryptoautomaten die Räumlichkeiten bzw. Strom- oder Internetanschlüsse zur Verfügung stellen, sind in deren unerlaubte Geschäfte einbezogen und damit selbst mögliche Adressaten verwaltungsrechtlicher Maßnahmen. Vermieter sollten sich in diesen Fällen immer hinsichtlich der BaFin-Lizenz vergewissern, eine bloße Gewerbeanmeldung ist nicht ausreichend.“


Danach ergab sich im Vergleich zu anderen EIU-Ländern in Deutschland erstmal ein trauriges Bild, da in fast allen anderen EU-Ländern die Bitcoin ATM stehen bleiben konnten. Spannend ist hier die Frage, warum die zuständigen Regulierungsbehörden der anderen EU Mitgliedsstatten hier so viel anders vorgehen.


Aktuell gibt es laut Coinatmradar.com derzeit ca. 14.000 Bitcoin ATM weltweit – 11.000 von ihnen stehen in den USA und 1.000 in Kanada. Deutschland hat im April 2021 keinen einzigen funktionierenden Bitcoin ATM.



Anfang 2021 trat nun das Fintech-Start-Up spot9 auf den Plan und möchte BaFin-konforme Bitcoin-Geldautomaten mit einem entsprechenden KYC-Prozess umsetzen. Die Umsetzung des Projekts erfolgt als Kooperation mit der Hamburger Sutor Bank, der österreichischen Kurant GmbH, Europas größtem Betreiber von Bitcoin-ATMs, IDNnow, Coinfirm und Prosegur. Die Sutor Bank stellt dabei den aufsichtsrechtlichen Rahmen und überwacht, mit der Unterstützung von Coinfirm, das Einhalten der Geldwäscherichtlinien.


Das Fintech glaubt an eine Nachfrage für seine Bitcoin-Geldautomaten, weil es damit eine neue Zielgruppe ohne Vorerfahrung und technische Kenntnisse erreichen will.


Die Kunden von Spot9 müssen sich auf der Website registrieren und bei dem Dienstleister Idnow verifizieren lassen. Damit ist die Nutzung natürlich nicht mehr anonym. Die Zielgruppe stellen Neueinsteiger dar, die ihren ersten Bitcoin kaufen.


Es ist zumindest fraglich, ob der Verifizierungsprozess zum Beispiel bei Bitcoin.de von Neueinsteigern wirklich als so viel abschreckender wahrgenommen wird, als derjenige KYC-Prozess auf der Webseite von Spot9.

Kommentare