Ein sehr guter Artikel, den ich deshalb hier mal einstelle:
Mike Novogratz ist einer der größten Player auf dem Kryptomarkt. Hier verrät er, ob er auf Bitcoin oder Ethereum setzt, warum Berlin zum Hotspot werden könnte und wo die Gefahren für Privatanleger lauern.
Mike Novogratz (56) war einer der erfolgreichsten Wertpapierhändler bei Goldman Sachs, bis er wegen Kontroversen um sein Partyleben die Investmentbank verlassen musste. Dann leitete er die Makro-Hedgefonds des Investmenthauses Fortress, bis er 2015 mit Fehlinvestments mehrere hundert Millionen Dollar verlor. Seitdem baut der New Yorker einen Finanzkonzern für Kryptowährungen wie Bitcoin und Ether auf. Seine Galaxy Digital gehört zu den größten Akteuren am Kryptomarkt. In Europa hat er mit dem deutschen Investor Christian Angermayer die börsennotierte Cryptology Asset Group gegründet.
Im Interview mit dem manager magazin verrät Novogratz, welche Hochfrequenzhändler für Liquidität an den Bitcoin-Börsen sorgen, wer wirklich mit Kryptowährungen reich geworden ist und warum die Kurse von Bitcoin und Ethereum sich nochmals vervielfachen könnten.
manager magazin: Mike, der Schriftsteller Gary Shteyngart behauptet in seinem Porträt über Sie im Magazin »New Yorker«, dass Bitcoin Sie wieder zum Milliardär gemacht habe. Stimmt das?
Novogratz: Er hat damit recht. Unser Unternehmen Fortress war 2007 der erste Hedgefonds- und Private-Equity-Anbieter, der an die Börse ging. Die Anleger kauften die Aktie wie die Wahnsinnigen. Jeder meiner Partner und ich waren zum Börsenstart auf dem Papier mehr als zwei Milliarden Dollar schwer.
mmo: Dann traf die Finanzkrise Ihr Vermögen.
Novogratz: Genau. Als ich nach der Finanzkrise 2015 Fortress verließ, war es weniger als eine Milliarde. Jetzt, mit Krypto, hat das Rennen gerade erst begonnen.
mmo: Haben Sie Ihr gesamtes Vermögen in Kryptoinvestments wie Bitcoin und Ethereum gesteckt?
Novogratz: 70 Prozent meines Vermögens steckt in meinem Unternehmen Galaxy Digital und in Krypto. Ich habe Bitcoin gekauft, als der Kurs bei 100 Dollar lag und Ethereum bei einem Dollar. Das sind ziemlich spektakuläre Gewinne. Ich war nicht so mutig, von Anfang an 70 Prozent meines Vermögens in Krypto zu investieren. Aber der Wert dieser Investments ist so stark gestiegen, dass der Anteil nun so hoch ist. Ich war sehr zuversichtlich für Krypto, aber es hat auch mich überrascht, wie schnell alles gegangen ist.
mmo: Was ist die Ursache dafür, dass der Bitcoin-Kurs seit dem vergangenen Sommer von 10.000 Dollar auf zeitweise mehr als 60.000 Dollar explodiert ist?
Novogratz: Die Corona-Krise hat alles verändert, auch für Krypto. Der Gedanke, dass die Notenbanken noch sehr lange Zeit unbegrenzt Geld drucken werden, hat sich in den Köpfen festgesetzt. Das ist das neue Paradigma. Deswegen verdient jeder reiche Kerl, den ich kenne, derzeit Geld im Handumdrehen. Die Preise der meisten Investments steigen.
mmo: Sie waren schon vor Bitcoin sehr vermögend. Gibt es inzwischen eine neue Gruppe von Kryptomilliardären, die mit Bitcoin und Ethereum reich geworden sind?
Novogratz: Oh ja, die gibt es. So wie Joe Lubin, der sein Vermögen als Mitgründer von Ethereum gemacht hat. Außerdem war er mein Mitbewohner im Studentenwohnheim in Princeton und ist ein guter Freund. Er redet nicht über sein Vermögen, aber das können Sie sich leicht ausrechnen.
mmo: Das Wirtschaftsmagazin »Forbes« hat Lubins Vermögen im Februar 2018 auf ein bis fünf Milliarden Dollar geschätzt, seitdem hat der Kurs von Ethereum sich verdoppelt. Sie haben ihren Freund kürzlich besucht im Büro seines Unternehmens Consensys in New York, mit dem er Unternehmen finanziert, die mit Blockchain-Netzen wie Ethereum arbeiten, zum Beispiel um das Musikgeschäft zu revolutionieren.
Novogratz: Joe hält das für den besseren Weg, die Gesellschaft wieder aufzubauen. Er macht das innerhalb der bestehenden Strukturen und versteht, dass er seine Steuern zahlen muss. Dann gibt es andere Kryptopioniere wie Roger Ver, den wir Bitcoin-Jesus nannten. Der war ein libertäres Großmaul und hatte Ärger mit der US-Justiz. Er hat seine US-Staatsbürgerschaft zurückgegeben und lebt hauptsächlich in der Kryptowelt.
mmo: Einer derer, die mit Lubin Ethereum gründeten, lebt dagegen noch in Berlin: Gavin Wood. Zusammen mit Jutta Steiner, der früheren Sicherheitschefin der Ethereum-Stiftung, baut er das Unternehmen Parity und die Polkadot-Blockchain auf, die als sehr innovativ gilt. Wie wichtig ist Berlin für die Kryptowelt?
Novogratz: Berlin ist auf einem guten Weg. Es ist der Knotenpunkt in Europa, und Europa wird sehr wichtig sein. Es ist spannend, wie international einige dieser Projekte sind. Die Basis ist schon noch hauptsächlich in den USA, aber Deutschland, Israel, Korea und China sind alle wichtige Knotenpunkte. Es ist wichtig, smarte Leute zu haben, die weitere smarte Leute anziehen …
mmo: …so wie offensichtlich Wood, der als Ethereum-Chefprogrammierer Berlin als Hauptquartier für die Entwickler wählte, und auch jetzt für seine Blockchain Polkadot.
Novogratz: Der Wert, den Krypto schaffen wird, entsteht durch die Projekte, die auf dem Ethereum-Netz gebaut werden oder auf einigen der anderen Blockchains wie Cosmos oder Polkadot, wir werden sehen, welches sich durchsetzt. Es werden nicht Anwendungen auf dem Bitcoin-Netz sein. Es ist noch zu früh, um zu sagen, wie die Architektur der Zukunft aussehen wird. Viele Blockchains funktionieren noch nicht im großen Maßstab, das wird auch noch ein paar Jahre so bleiben. Die NFT-Manie derzeit…
mmo: …Sie meinen das Ersteigern von Kryptoinvestments, sogenannten »Non-fungible Token«, kurz: NFT. Die verbriefen den Besitz an einem digitalen Kunstwerk, jüngst etwa mit dem Rekordpreis von 69 Millionen Dollar für ein Werk des Digitalkünstlers Beeple…